Schleswig-Holsteins Schulen müssen ab Montag wieder öffnen!

Ab Montag, dem 11. Januar, geht ganz Deutschland in den verschärften Corona Lockdown. Überall in Deutschland bleiben die Schulen geschlossen und die Kontaktbeschränkungen für den privaten Bereich sind hart.  Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Günther hat zurecht mit eindringlichen Worten auf die dramatische Situation im Land hingewiesen. Besonders in den Landkreisen rund im Hamburg steigen die Covid-19 Infektionszahlen massiv an und bewegen sich in Richtung auf eine Inzidenzzahl von 200 Neuerkrankungen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen.

All dies gilt aber nicht für die Schulen in Schleswig-Holstein, sie werden ab dem 11. Januar für Tausende von Schülerinnen und Schülern wieder geöffnet, die in Abschlussklassen der 9./10. und 12./13. Jahrgänge der Gemeinschaftsschulen und Gymnasien gehen. Hier soll ab nächsten Montag wieder Präsenzunterricht nach Stundentafel in den Klassenräumen stattfinden. Dies soll zwar unter besonderen Bedingungen geschehen, die an den Schulen in der Regel jedoch nicht umsetzbar sind und schon an den räumlichen Voraussetzungen scheitern. Damit schert Schleswig-Holstein mal wieder aus den Absprachen zwischen der Bundesregierung und den Ländern aus. Ist Ministerpräsident Günther von seiner Bildungsministerin Frau Prien darüber etwa nicht informiert worden?

Was bedeutet das? Nicht nur überfüllte Schulbusse ohne die Möglichkeit der Einhaltung der Abstandsregeln, sondern auch die Schulen werden mal wieder kurzfristig vor eine nicht umsetzbare Aufgabe gestellt. Der Infektionsschutz und die Kontaktbeschränkungen werden vom Bildungsministerium für den Schulbereich weitgehend außer Kraft gesetzt. Damit setzt sich die Pannenserie in der schleswig-holsteinischen Bildungspolitik unter den Bedingungen der Pandemie fort. Schon im Frühsommer wurden praktisch pauschal ärztliche Atteste von Lehrkräften mit schweren Vorerkrankungen nicht anerkannt, die Gefahren der Corona Pandemie wurden geleugnet. Die Versorgung der Schulen und der Lehrkräfte mit Dienstlaptops funktioniert nicht. Selbst die Lieferung von FFP2 Masken für die Beschäftigten an den Schulen klappt bis heute nicht. Die meisten Schulen haben gerade eine Schutzmaske für nicht einmal alle Lehrkräfte erhalten! Ein den Anforderungen eines flächendeckenden Online-Distanzunterrichts angemessenes Bildungsnetz ist an vielen Schulstandorten immer noch in weiter Ferne. Außer Verordnungen, Drohungen, Gedichtchen! und viel Papier ist an den Schulen des Landes nichts angekommen. Die Umsetzung teilweise weltfremder und der Situation an den Schulen nicht entsprechender Erlasse wird einfach auf die einzelnen Schulleitungen delegiert. Die Lehrkräfte werden von dieser Ministeriumsleitung in der Pandemie allein gelassen.

Die GEW Schleswig-Holstein hat sich heute (8.1.2021) in einer Presseerklärung zu den aktuellen Plänen der Bildungsministerin Prien klar positioniert:

Bildungsministerium stürzt Schulen in Aufruhr
Abschlussklassen sollen Montag normalen Unterricht erhalten

Kiel – Noch im Laufe der Woche schien es so, als habe das Bildungsministerium endlich einen nachvollziehbaren Kurs im Umgang mit der Pandemie gefunden. Jetzt aber hat es die Schulen wieder einmal in Aufruhr versetzt. Am Montag soll es für die Abschlussklassen Unterricht nach Stundenplan geben. Konkret heißt das: An vielen Schulen werden Montagmorgen mehrere hundert Schülerinnen und Schüler in die Schulen strömen. Die GEW fordert das Bildungsministerium auf, die Pläne zu stoppen und Unterricht nur in kleinen Gruppen vorzusehen.
Die GEW-Landesvorsitzende Astrid Henke übte am Freitagnachmittag (08.01.2021) in Kiel deutliche Kritik am Bildungsministerium: „Die Vorgaben für die Abschlussklassen entsprechen in keiner Weise den Ankündigungen von Bildungsministerin Karin Prien gegenüber Landtag und Presse. Sie sind in den Schulen auch nicht umsetzbar. Und am allerschlimmsten: Sie werden dem Infektionsschutz nicht gerecht, weil viel zu viele Schülerinnen und Schüler auf einmal in die Schulen kommen werden. Wir erwarten von Bildungsministerin Karien Prien, die Pläne zu stoppen. Sie muss ihren Worten, alles zu unternehmen, um die Infektionszahlen wirklich zu senken und die Lehrkräfte zu schützen, die erforderlichen Taten folgen lassen.“

Die Bildungsministerin hatte in einem Schreiben vom 6. Januar 2021 angekündigt, dass die Schüler*innen  der Abschlussklassen Unterrichts- und Vorbereitungsangebote in den Schulen erhalten: Nun heißt es Präsenzunterricht gemäß Stundentafel. „Es ist aber nicht damit getan, Schülerinnen und Schüler auf verschiedene Räume zu verteilen und die Lehrkräfte von Raum zu Raum hetzen zu lassen. Große Lernfortschritte sind kaum zu erwarten, wenn Lehrerin Müller die halbe 10a in Raum 24 unterrichtet, während die andere Hälfte ohne Aufsicht in Raum 25  Aufgaben bearbeitet. Bezweifelt werden darf auch, dass dort Abstandsregeln und Maskenpflicht in erforderlichem Maße eingehalten werden“, so Astrid Henke.
Unterricht nach Stundenplan für die Abschlussklassen bedeutet für Gemeinschaftsschulen und Gymnasien nicht Lockdown, sondern Zusammentreffen von 150 bis 400 Schülerinnen und Schülern auf engstem Raum. Hinzu kommen zwischen 30 und 100 Lehrkräfte. „Infektionsschutz sieht anders aus“, bemerkte Astrid Henke.

Die GEW-Landesvorsitzende hält es ausdrücklich für richtig, den Schülerinnen und Schülern in den Abschlussklassen Präsenzunterricht in den Prüfungsfächern zu erteilen. Das dürfe allerdings nicht zeitgleich für alle geschehen. Auch beim Umfang seien Abstriche möglich. In den Nicht-Prüfungsfächern solle die Schule auf Distanzunterricht gehen. „Das Bildungsministerium sollte die Ausgestaltung einfach in der Hand und Verantwortung der Schulen legen. Auch in den Abschlussklassen kann und muss Wechsel- und Distanzunterricht durchgeführt werden.“

Verantwortlich: Bernd Schauer, 08.01.2021

(Bernd Schauer, Geschäftsführer der GEW Schleswig-Holstein)

 

 

Gerd CL

GEW KREISVERBAND SEGEBERG

 

Januar 8th, 2021 by