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Sehr geehrte Frau Prien,
mehrfach haben wir in den letzten Tagen versucht, auf die Ausgestaltung des Präsenzunterrichtes für die Abschlussklassen Einfluss zu nehmen. Es ist mehr als bedauerlich, dass Sie die eindringliche Kritik der GEW in Bezug auf die Umsetzung und die Vorgaben aus Ihrem Haus bisher in keiner Weise aufgenommen haben.
Die Kolleginnen und Kollegen in den Schulen, Schulleiter*innen, Personalräte und Lehrkräfte der Gemeinschaftsschulen und Gymnasien sind in höchstem Maße in Aufruhr und auch teilweise entsetzt über die Vorgabe des Landes, die zur Umsetzung des Präsenzunterrichts in die Schulen gegeben wurde. Voll umfänglicher Präsenzunterricht für die Abschlussklassen ist in den Schulen nicht umsetzbar, aus Infektionsschutzgründen nicht verantwortbar und überfordert die Schulen.
Sie selbst haben die Umsetzung des harten Lockdowns auch für die Schulen angekündigt. Nun erklären Sie bzw. Ihr Mitarbeiter Herr Kraft mit den Abschlussklassen wären nur 22-33 % der Schüler*innen einer Gemeinschaftsschule in der Schule, das sei doch durchaus zu vertreten. Sie
ignorieren die besondere Situation, die Bedeutung des Lockdowns und die Unwägbarkeiten durch die Virusvariante B.1.1.7. Sie ignorieren auch, dass die 7-Tage-Inzidenz inzwischen auch in Schleswig-Holstein die 100-er Grenze überschritten hat.
Ursprünglich hatten Sie in Ihrem Schreiben vom 6.01.2021 angekündigt, dass die Schüler*innen der Abschlussklassen Unterrichts- und Vorbereitungsangebote in den Schulen erhalten, nun heißt es, es
solle Präsenzunterricht gemäß Stundentafel erteilt werden. Sie erklären, es müssten vergleichbare und rechtssichere Bedingungen hergestellt werden und weisen auf den Präsenzunterricht in anderen Bundesländern hin. Die Umsetzung in den Bundesländern ist in keiner Weise vergleichbar, es ist
vielmehr ein buntes Wirrwarr und reicht von ausschließlichem Distanzunterricht für Abschlussklassen in Hamburg, NRW und Thüringen, über tageweise Gruppenangebote oder Wechselunterricht in
Rheinland-Pfalz und Bremen bis hin zur Schleswig-Holsteiner Variante!
Und die Umsetzung in Schleswig-Holstein? Auch die ist nicht vergleichbar! Die Abschlussschüler*innen zum ESA, MSA und zum Abitur in den berufsbildenden Schulen werden vorrangig im Distanzunterricht auf die Prüfungen vorbereitet. Ist das dann rechtssicher und vergleichbar oder nur die Folge der neuen Zuständigkeit im Wirtschaftsministerium?
Sehr geehrte Frau Prien,
die personelle Ausstattung der Schulen lässt es nicht zu, dass Präsenzunterricht der Abschlussklassen in geteilten Gruppen und Distanzunterricht in den anderen Klassen gleichzeitig erfolgt. Seien Sie bitte
ehrlich gegenüber der Öffentlichkeit und schützen Sie Ihre Beschäftigten in den Schulen. Wenn der Präsenzunterricht in den Abschlussklassen Priorität haben soll, kann der Distanzunterricht und die Betreuung der anderen Schüler*innen nicht in der gewünschten und angekündigten Form
stattfinden.
Setzten Sie Ihre Aussage um, dass die Abschlussschüler*innen im Januar Unterrichtsangebote in den Prüfungsfächern in Präsenz erhalten. Sagen Sie den vollständigen Präsenzunterricht ab dem 11.01.2021 ab. Er ist aus Infektionsschutzgründen unverantwortlich. Er führt auch zur Überforderung der Lehrkräfte! Legen Sie die Umsetzung in die Hand der Schulen! Genau das lässt die beschlossene Verordnung der Landesregierung zu.
Setzen Sie den in der Presse und im Landtag angekündigten Weg alles zu unternehmen, um die Infektionszahlen wirklich zu senken und auch die Lehrkräfte zu schützen, um.
Mit freundlichen Grüßen
Astrid Henke
Landesvorsitzende der GEW Schleswig-Holstein