Der Wiederbeginn des Unterrichts steht unter düsterem Vorzeichen

Die Omikron Infektionen an den Schulen des Kreises Segeberg häuften sich schon in den Tagen vor Weihnachten. Noch zwei Tage vor Beginn der unterrichtsfreien Zeit über Weihnachten und Neujahr wurden vom Gesundheitsamt Segebergs viele Schüler*innen und eine ganze Reihe von Lehrkräften und Kita-Beschäftigte in eine 14-tägige Quarantäne geschickt. Dabei galten überraschende Unterschiede. In zwei Wochen Quarantäne mussten nur die Lehrkräfte, die im Kreis Segeberg wohnen, für Pinneberger galt dies nur vielleicht. Die Lehrkräfte dagegen, die aus Kiel und anderen Landkreisen einpendeln, mussten nicht oder nur kurz in Quarantäne und diejenigen Kolleg*innen, die in Hamburg wohnen, überhaupt nicht. Gleichzeitig konnten sich aber Lehrkräfte einer anderen Schule im Süden des Landkreises, an der es ebenfalls eine Reihe von Omikron Fällen gab, unabhängig von ihrem Wohnort mittels PCR Test frei testen. Nachvollziehbar war schon dies alles nicht mehr.

Nun, kurz vor Wiederbeginn des Unterrichts, erfahren die Schulen, dass trotz dramatisch steigender Infektionszahlen ab sofort in den Schulen des Kreises vom Gesundheitsamt überhaupt keine Covid 19 Untersuchungen mehr durchgeführt werden. Begründet wird dies damit, dass die Personen in Kitas und Schulen gar nicht zu den Risikogruppen gehören würden! Diese veränderte Einschätzung verwundert. Spätestens mit dem Bekanntwerden der neuen Covid-19 Variante wurde vor der neuen, noch stärkeren Infektionswelle gewarnt, die besonders die jüngeren Bevölkerungsgruppen treffen würde. Doch passierte in Sachen aktiver Coronaschutz an den Schulen kaum etwas.

Bildungsministerin Prien arbeitet zwar seit Herbst intensiv an ihrem neuen Image als Zukunftshoffnung der Bundes-CDU und als Macherin im neuen Amt als Leiterin der KMK.  Außer der ständigen Wiederholung der Phrasen „die Schulen bleiben offen“ und „ich habe in der Pandemie viel gelernt“ kam aus Kiel trotzdem wenig Hilfreiches. Nicht einmal FFP2 Masken erreichten die Schulen und Kitas. Auch die digitale Ausstattung der Schulen des Landes stockt immer noch. Bei ihrer Ablehnung von Luftfiltern für Klassenräume beruft Prien sich weiter auf ein zwei Jahres altes Gutachten des Bundesumweltamtes, obwohl eine ganze Reihe wissenschaftlicher Studien seitdem zu ganz anderen Ergebnissen kam. Ehrlicher war da die für Schulen zuständige Vertreterin der Stadt Norderstedt, die in einem Beitrag der Norderstedter Zeitung (3.8.21) die Anschaffung von Luftfiltern mit Verweis auf die hohen Anschaffungs- und Stromkosten ablehnte. So viel ist dem Schulträger die Gesundheit der Schüler*innen und Lehrkräfte wohl nun doch nicht wert. Stattdessen wurden CO2 Messgeräte angeschafft, die natürlich nicht geeignet sind die Virenlast in Klassenräumen zu messen, geschweige denn diese zu verringern. Dafür sind sie aber deutlich preiswerter als Luftfilteranlagen.

Wie viel Zeit ging so verloren! Zu befürchten ist nun, dass sich das Thema „Präsenzunterricht“ schon in absehbarer Zeit von selbst erledigt, weil sich noch viel mehr Kolleg*innen und Schüler*innen anstecken. 

GCL.

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Dazu auch die Presseerklärung der Landes GEW vom 05. Jan. 2022:

 

Banger Blick auf Schulstart

Pressemitteilung der GEW Schleswig-Holstein
Am kommenden Montag enden in Schleswig-Holstein die Weihnachtsferien. Die Omikronwelle lässt die Bildungsgewerkschaft GEW voller Sorgen auf den Schulstart blicken. Für einen halbwegs sicheren Schulbetrieb fordert sie von der Landesregierung für die Schulen tägliche PCR-Tests, eine Rückkehr zur Kohortenbildung sowie die Bereitstellung von Luftfilteranlagen und FFP2-Masken.
Grundsätzlich tritt die GEW für eine Beibehaltung des Präsenzunterrichts in den Schulen ein. Wegen umfangreicher Infektionen und Quarantänemaßnahmen rechnet sie aber damit, dass der Präsenzunterricht nicht überall aufrechterhalten werden kann.
„Es hilft niemandem, den Distanzunterricht zu tabuisieren. Die Landesregierung macht es sich entschieden zu einfach, indem sie nur auf Präsenzunterricht setzt, ohne die Schulen dabei ausreichend zu unterstützen. Wenn wir die Infektionslage realistisch betrachten, wird uns gar nichts anderes übrig bleiben, als an manchen Schulen oder gar Regionen in den Distanzunterricht zu wechseln“, sagte die GEW-Landesvorsitzende Astrid Henke am Mittwoch, 5. Januar 2022 in Kiel.
In Dithmarschen läge die Inzidenz bei über 600, in anderen Kreisen bei über 500, so die GEW-Landesvorsitzende. Für die Gesundheit von Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern wäre es mancherorts sicherlich klüger, rechtzeitig zum Distanzunterricht zu wechseln, bevor sich erst viele anstecken oder in Quarantäne müssen.“


Verantwortlich: Bernd Schauer, 05.01.2022
Geschäftsführer GEW Schleswig-Holstein
Legienstr. 22 – 24 / 24103 Kiel
Januar 5th, 2022 by