Schule in Zeiten des Lockdown light

Die Corona-Absurditäten bleiben uns auch im Lockdown light erhalten. Für alle Bereiche des öffentlichen und des privaten Lebens ist vorgeschrieben: nur noch maximal 10 Personen aus maximal zwei Haushalten dürfen sich treffen.

In den Schulen des Landes SH gilt all dies nicht! In Klassenräumen mit durchschnittlich 50 qm Grundfläche treffen sich die Lehrkräfte täglich mit bis zu 32 Schülerinnen und Schüler aus dementsprechend vielen Haushalten, ohne dass die Abstandsregeln adäquat umgesetzt werden können, vom regelmäßigen Stoßlüften ganz zu schweigen. Dies scheitert nämlich viel zu häufig schon an den Fenstern der Unterrichtsräume, die wenn überhaupt nur ein Kipplüften ermöglichen. Auch eigentlich selbstverständliche und sinnvolle Plexiglas-Schutzwände für Schülerinnen und Schüler und für die Kolleginnen und Kollegen sind in den Schulen die Ausnahme, von Luftreinigungsgeräten in den schulischen Räumen ganz zu schweigen. Die dafür notwendige Investition von zwei- bis dreihundert Euro pro Klassenraum sind „natürlich nicht finanzierbar“.  Die Kosten für die deutschlandweite Ausstattung aller Klassenräume  mit solchen Geräten werden auf etwa eine Milliarde Euro geschätzt, was für die deutschen Produzenten dieser Geräte eine ordentliche Konjunkturspritze bedeuten würde.

Im Vergleich zu den erforderlichen Investitionen für den Gesundheitsschutz an den deutschen Schulen ein paar Zahlen: die Lufthansa z.B. erhält neun Mrd. € Corona Subventionen und entlässt dafür ein paar Tausend ihrer MitarbeiterInnen. Etwa 44 Milliarden Euro werden Deutschlands Unternehmen wie z.B. BASF, Daimer, VW usw. auch in diesem Corona Jahr an Dividenden an Aktionäre ausschütten (Quelle: Handelsblatt). Gleichzeitig schicken die selben Unternehmen ihre MitarbeiterInnen während der Coronakrise in die Kurzarbeit – all diese Unternehmen kassieren Corona Hilfsgelder und  lassen sich zusätzlich auch noch ihre Arbeitskräfte von den SteuerzahlerInnen bezahlen  Kein Wunder, dass für die Schulen und den Schutz der Schülerinnen und Schüler und der Lehrkräfte kein Geld mehr vorhanden ist!

All das könnte einen an der Bedeutung der Schulen in unserer Gesellschaft zweifeln lassen. Aber glücklicherweise wissen wir ja dank unserer Bildungsminsterin Prien und ihrer Betriebsärztin Peinecke zumindest, dass Schleswig-Holsteins Lehrerinnen und Lehrer unabhängig von jeglicher Art von Vorerkrankung per se immun gegen die Ansteckung mit  Covid 19 sind, dass infizierte Kinder sowieso nur sehr selten sind, und dass durch das geniale „Jahrgangskohortensystem“ auch Hunderte von potentiellen Infektionsketten ohne Probleme beherrschbar sind.

Tröstlich? ist, dass die Situation nicht nur bei uns im SH Lande so ist. Auch im Rest der Republik herrschen anscheinend ähnliche Verhältnisse an den Schulen. Der GEW Kollege Fabian Kohl aus Bayern beschreibt das in seinem Beitrag „Fehlt nur noch, dass das Kultusministerium jeder Lehrkraft täglich einen Apfel spendiert“ sehr anschaulich und wird durch viele Leserkommentare bestätigt.

                                                                                                             cm. gew-se / Gerd Cl.

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November 2nd, 2020 by